Die Bedeutung der Laienreanimation: Lebensretter am Arbeitsplatz

Wie 3 Mitarbeiter durch couragiertes Handeln ihrem Arbeitskollegen das Leben retten.
Sennwald, 12. Juli 2024
Der plötzliche Herztod ist eine der häufigsten Todesursachen. Zahlen aus Deutschland zeigen: Jedes Jahr erleiden mehr als 70‘000 Menschen ausserhalb einer Klinik einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Doch nur etwa die Hälfte der Bevölkerung greift ein, wenn es zum Ernstfall kommt. Dabei könnte jede/jeder von uns helfen und damit die Überlebenschancen der Betroffenen deutlich verbessern. Ein Beispiel, das sich kürzlich in Sennwald St. Gallen ereignet hat, zeigt dies eindrücklich.
Herzstillstand
Am 10. Januar 2024 wird ein ganz normaler Arbeitstag für den 60-jährigen Qualitätsprüfer Martin K. urplötzlich und ohne Vorwarnung zu einem Wettlauf um Leben und Tod. „Ich bin zum Telefonieren in die Halle gegangen, wieder an meinen Arbeitsplatz zurückgekehrt, und dann einfach plötzlich am Schreibtisch zusammengebrochen. Dies weiss ich alles nur aus Erzählungen der Arbeitskollegen.“ Seine Teamkameraden retten ihm das Leben.
Die Rettungsaktion
Statt in Panik zu verfallen, handeln die ArbeitskollegInnen instinktiv richtig und beginnen mit der Herzdruckmassage. Gleichzeitig wird die medizinische Notrufnummer 144 gewählt. Drei Kollegen sind als Betriebssanitäter ausgebildet. Der Automatische Externen Defibrillator (AED) wird sofort geholt und muss dreimal angesetzt werden. Der Defibrillator führt klar durch die einzelnen Schritte der Reanimation. Durch die Herzdruckmassage kann der Restsauerstoff im Blut zirkulieren und das Gehirn weiter mit Sauerstoff versorgt werden. Dies ist entscheidend, da bereits nach drei Minuten ohne Sauerstoffzufuhr irreversible Schäden im Gehirn auftreten können. Eine frühzeitige Defibrillation innerhalb von 3 bis 5 Minuten nach dem Kollaps kann zu Überlebensraten von bis zu 60% führen. Martin K. muss 8 Minuten lang reanimiert werden.
Per Helikopter ins Spital
Der Rettungshelikopter der AAA Alpine Air Ambulance landet auf dem Firmengelände. “Als wir ankamen, mussten wir den Patienten nur noch kurz reanimieren, weil die TeamKollegen von Herrn K. schon so gute Vorarbeit geleistet hatten”, erinnert sich Notärztin Dr. Laila Schmidt. “Mit Verdacht auf Herzinfarkt und Schlaganfall haben wir Herrn K. sofort ins Spital Feldkirch geflogen.“ Aus dem Koma Martin K. wird im Spital ins Koma versetzt, dabei wird sein Körper auf 34 Grad heruntergekühlt. Erst beim dritten Versuch gelingt es den Ärzten, ihn aus dem Koma zu wecken. Er verbringt Wochen im Spital. "Es ist schwer in Worte zu fassen, wie froh ich für die im wahrsten Sinn des Wortes beherzte Reaktion meiner ArbeitskollegInnen bin und dafür, dass ich so schnell professionell medizinisch versorgt wurde." An die Tage vor und nach dem Vorfall kann sich Martin K. kaum mehr erinnern. Der rüstige 60-Jährige, der früher sportlich mit dem Fahrrad zur Arbeit fuhr, ist nach dem Herzinfarkt oft schon nach drei Stunden Arbeit erschöpft: "Aber ich bin genügsamer geworden, glücklich und dankbar für jeden neuen Tag."
Begegnung mit den Luftrettern
Martin K. erkennt an einem Blaulichttag den gelb-blauen Helikopter der AAA Alpine Air Ambulance «Ich bin schon mal mit euch geflogen, aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern,» spricht er die Crew an und erzählt, dass er während dem Flug intubiert und in Narkose war. Es kommt zur Begegnung zwischen Patienten und Notärztin: «Martin K. so zu sehen, ohne neurologische Einschränkungen nach diesem Vorfall, ist für mich eine wahre Freude,» meint Dr. Laila Schmidt und betont: » Das zeigt, wie wichtig die Laienreanimation ist. Jede/r kann ein/e Lebensretter/in sein! Das kann man nicht oft genug oft sagen. Man kann auch nichts falsch machen. Jede Person, die reanimiert, erbringt einen ganz wichtigen Beitrag in der Rettungskette. In den wenigen Minuten bis wir mit dem Rettungshelikopter eintreffen, leisten Ersthelferinnen und Ersthelfer wichtige Arbeit, die bereits über Leben und Tod entscheidet.”
Martin K., 6 Monate nach seinem Herzinfarkt mit der AAA-Notärztin Dr. Laila Schmidt, die ihn nach seinem Herzinfarkt mit dem Rettungshelikopter ins Spital eingeliefert hatte.