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Windentraining mit der AAA Crew in Bad Tölz

20. März 2024

Stellen Sie sich vor, Sie sind in den Alpen unterwegs, haben einen Unfall und befinden sich in unwegsamem Gelände. In solchen Situationen ist eine rasche medizinische Versorgung entscheidend, doch aufgrund der geografischen Gegebenheiten ist es den Rettungskräften oft nicht möglich, den Unfallort zu Fuss, oder mit Fahrzeugen zu erreichen. Hier kommt die Windenrettung ins Spiel.

Die Windenrettung ist ein wesentlicher Bestandteil der Luftrettung. Sie ist ein spezielles Verfahren, um Patienten in schwierigem Gelände wie Gebirgsregionen oder Gewässer zu retten und medizinisch zu versorgen. Eine besondere Herausforderung bei der Windenrettung besteht darin, dass der Pilot die Unglücksstelle selbst nicht sehen kann. Daher ist er auf die Anweisungen des Windenoperators angewiesen, der an der offenen Tür des Helikopters sitzt. Die medizinische Crew wird am Seil herabgelassen, um den Patienten notärztlich zu versorgen.

Die AAA Alpine Air Ambulance führt regelmässig Windentraining durch, um ihre Teams auf herausfordernde Situationen vorzubereiten. So fuhr auch im März eine interdisziplinäre Gruppe von 23 Ärzten, 7 HEMS TC (Technische Crewmitglieder) und 3 RSH (Rettungssanitäter/Helikopter-Sanitäter) im Car ins bayrische Oberland nach Bad Tölz. Im BW ZSA Bergwacht-Zentrum für Sicherheit und Ausbildung steht eine weltweit einzigartige Trainingsanlage, mit der Rettungsmannschaften realitätsnah und effizient Einsatzverfahren mit dem Helikopter trainieren können.

Simulator-Training in der H145 und im Super Puma

Die Anlage besteht aus einem Stand- und einem Flugsimulator, die an 16 Stahlseilen unter einer riesigen Kranbrücke aufgehängt sind. Die Kran- und Steuerungstechnik sowie die originalgetreue Helikopterzelle vermitteln das Gefühl eines echten Einsatzes. In ruhiger Umgebung oder mit Spezialeffekten wie “Downwash” (Rotorabwind) und Helikopterlärm üben die Teilnehmer das sichere Einhängen in die Winde, das Auf- und Abwinden in flachem oder steilem Gelände. Lauri Mangold, Lehrgangsleiter BWZSA erklärt die Vorteile: «Wir haben hier verschiedene Helikoptertypen. Angefangen haben wir mit einer Bell, dem Klassiker in der Luftrettung, dann kamen die BO105 und eine BK117 dazu. Erst vor einem Monat wurde eine originalgetreue H145 eingeweiht. Ausserdem haben wir hier den ersten echten Super Puma-Simulator. In diesem Ausbildungszentrum gilt, wir trainieren so realistisch wie möglich, damit sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wohl fühlen. Jede Situation, die durchgespielt wird, kann eingefroren und nachbesprochen werden, um einen möglichst grossen Lerneffekt zu erzielen. Auch die Platzverhältnisse in den Simulatoren sind so gestaltet, dass sie der realen Situation möglichst nahekommen. Im Bergwetterraum simulieren wir Minustemperaturen von minus 20 Grad, durch ein spezielles Gebläse können Windgeschwindigkeiten von bis zu 60 Kilometern simuliert werden, um extreme Wetterbedingungen zu trainieren, die eine ganz andere Einsatztaktik erfordern».

 

Das Windenseil

Ein wichtiger Bestandteil der Windenrettung ist das Windenseil, das bis zu 90 m lang sein kann. Das Seil ist an der Seiltrommel der Winde befestigt. Es wird durch eine Öffnung in der Trommel geführt und mit einer Schraube gesichert. Das Seil ist das Transportmittel für den Patienten zusammen mit dem Notarzt. AAA-Notarzt Dr. Jonas Meister schätzt das Training, vor allem, weil er bei den Übungen mit der Bergwacht reale Szenarien nachstellen kann, die ihm in seiner täglichen Arbeit begegnen. « Das Besondere am Windeneinsatz ist, dass jeder Einsatz anders ist und man sich immer wieder neu auf die Gegebenheiten einstellen muss, man kann nicht vorausplanen. Und zum anderen ist es Teamarbeit pur».

 

Teamwork ist Vertrauen

Auch AAA-Notärztin Simone Stracke ist vom Training begeistert: «Das Training macht richtig Spass. Und wenn man da an der Winde hängt, muss man sich natürlich absolut darauf verlassen können, dass die Kollegen wissen, was sie tun. Und man muss auch Vertrauen in das Material haben.»

Das Material aber auch die Ausrüstung werden vor jedem Einsatz kontrolliert. Im Gepäck der Notärzte befindet sich auch ein Ultraschallgerät. «Das Ultraschallgerät ist ein technisches Hilfsmittel, das uns zum Beispiel gerade bei der Reanimation hilft, schnell zu erkennen, ob noch eine Herzaktivität da ist, wo man mögliche Ursachen wie eine Perikardtamponade im Herzbeutel erkennt, die das Herz einengt und damit den Patienten auch in den Herz-Kreislauf-Stillstand bringt. Dafür ist das Ultraschallgerät wirklich eine ganz grosse Hilfe», erklärt Dr. Jan Simon, Notarzt auf dem AAA-Helikopter Lions 1 auf dem Birrfeld.

Windenoperator

Die enge Zusammenarbeit zwischen medizinischem Fachpersonal und technischer Crew ist entscheidend für den Erfolg von Rettungseinsätzen. Eine wichtige Aufgabe beim Einsatz mit der Winde hat der Windenoperator. Dieser steht auf der Kufe des Helikopters und leitet den Piloten mit Anweisungen an. Er überwacht die Position des Helikopters und bedient die Winde. Rettungsanitäter Hems TC (Helicopter Emergency Medical Service Technical Crew) Stefan Portenier erklärt, worin die Schwierigkeit liegt: «Die Sicherheit ist natürlich elementar. Als Windenoperator muss ich darauf achten, dass die Notärzte richtig eingehängt und gesichert sind. Ansonsten ist es vor allem Konzentrationsarbeit, die Höhe richtig einzuschätzen und gut miteinander zu kommunizieren, die Anweisungen an den Piloten richtig weiterzugeben.»

 

Die Verständigung erfolgt über Funk und Handzeichen. Teamwork, rasche Entscheidungsfindung und gute Kommunikation sind das A und O einer erfolgreichen Windenrettung. Die AAA-Crew war begeistert vom zweitägigen Windentraining mit den Bergrettern Liechtenstein in Bad Tölz. Abläufe konnten verinnerlicht und unter realistischen Bedingungen geübt werden. Jedes Training dient immer dem Patienten. 

 

Podcast Windentraining der AAA-Crew

 

Fotos: Benjamin Kober @blood.coffee.kerosene

Kontakt: Bergwacht Zentrum für Sicherheit und Ausbildung

AAA Alpine Air Ambulance AG

Thalwiesenstrasse 1, CH-8302 Kloten
Phone +41 44 813 09 09
Fax +41 43 422 11 77
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www.air-ambulance.ch

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