"Auch ein Kind kann Erste Hilfe leisten."
„Können Sie mich hören?“
Wenn man einen Menschen in einer Notsituation antrifft, ist das die erste Frage, die man ihm stellt. Dr. med. Laila Schmidt, Notärztin bei der AAA Alpine Air Ambulance, erklärt warum: „Zuerst muss geklärt werden, ob die Patientin, der Patient bei Bewusstsein ist. Dann, ob der Patient atmet. Den Puls zu fühlen, finde ich v.a für Laien schwierig. Aber man sieht am Brustkorb, ob er sich hebt und senkt. Und man hält die Wange an die Nase des Patienten, dann spürt man den Luftzug bei der Atmung“.
Drücken, drücken, drücken!
Atmet die betroffene Person, wird sie in die stabile Seitenlage gebracht. Ist keine Atmung feststellbar, heisst es:
„Drücken, drücken, drücken! Ohne Pause, ohne Unterbruch. Immer weiter! Das ist anstrengend, wenn noch jemand da ist, sollte man sich alle 2 Minuten abwechseln. Vor dem Beginn des Drückens nicht vergessen, erst um Hilfe rufen, da man das Drücken – wir vom Fach nennen es Herzdruckmassage – nicht mehr aufhören soll, bis jemand vom Rettungsdienst kommt und die Wiederbelebung/Reanimation übernimmt.
Oft wird befürchtet, etwas falsch zu machen: „Bei der Laienreanimation kann man nichts falsch machen. Das ist eine wichtige Message. Nur wenn man nichts tut, macht man etwas falsch. Bis wir vom Rettungsdienst, und wir Notärzte eintreffen, vergehen Minuten, die über Leben und Tod entscheiden. Wenn wir ankommen, sind wir immer froh, wenn die Angehörigen oder Umstehenden schon mit der Reanimation begonnen haben.“
Für Laien ist es schwierig zu beurteilen, wie stark der Druck bei der Wiederbelebung sein muss. „Bei Erwachsenen würde ich den Druck mit einem Basketball vergleichen, der vielleicht zu 80-90% mit Luft gefüllt ist und den es nun einzudrücken gilt. Bei Kindern mit einem gespannten Gummiband.“
Kleine Retter
Kinder können nicht nur in Notsituationen geraten, sie können auch selbst zu Lebensrettern werden: „Ja, auch Kinder können Erste Hilfe leisten. Kinder haben keine Angst, wenn man ihnen zeigt, wie und was sie machen können/sollen und auch noch sagt, dass sie damit was Gutes bewirken; dann können sie zu guten „kleinen“ Rettern werden. Auch ein Schulkind ist körperlich in der Lage, einen Erwachsenen wiederzubeleben. Kleinere Kinder können zudem einen ganz wichtigen Beitrag leisten: indem sie Hilfe holen und z.B. lernen den Notruf 144 zu wählen“.
Die Notrufnummer 144 wurde 1999 in allen Kantonen der Schweiz eingeführt. Durch die direkte Alarmierung über 144 wird nach dem Nächst-Best-Prinzip immer das voraussichtlich am schnellsten eintreffende und geeignete Rettungsmittel aufgeboten. Die Notrufzentrale ist rund um die Uhr erreichbar. Wer die Nummer 144 wählt, ist mit seinem Notfall nicht mehr allein, denn der Anruf wird von Fachpersonal entgegengenommen. Dieses stellt nicht nur die richtigen Fragen, sondern leitet den Laien auch bei der Reanimation an, bis z.B das Team der AAA Alpine Air Ambulance eintrifft. Wichtig: nicht auflegen, die Telemedizinische Anleitung kann natürlich nur funktionieren, wenn man mit der Leitstelle in Verbindung bleibt.
Es gibt viele Arten von Unfällen und Krankheiten die Erste Hilfe erfordern. Rasches, beherztes Handeln ist entscheidend. Notärztin Laila Schmidt fasst es so zusammen:
„Man kann von Laien keine Differenzialdiagnose erwarten. Das Wichtigste ist, das Leben zu erhalten."
Dr. med. Laila Schmidt, Notärztin der AAA
Die genauen Vorgaben zur Ersten Hilfe und Reanimation findet man ausführlich erklärt hier: European Resuscitation Council Guidelines 2021: Executive summary (cprguidelines.eu)
Beitrag: Nächst-Best-Prinzip erklärt
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